Dienstag, 15. April 2014

Goldrausch



Goldrausch

Die drei Freunde hatten es geschafft, der Claim war abgesteckt, nun konnten sie zurück nach Littletown, der kleinen Goldgräberstadt, um ihren Platz, an dem sie nach Gold zu graben gedachten, beim Friedensrichter registrieren zu lassen. Sie räumten ihren Schlafplatz auf, löschten die letzten, glosenden Scheite des kleinen Feuers mit dem Rest des Kaffees und gingen zu ihren Pferden, um aufzuladen. Bald machten sie sich auf den Weg, es gelüstete sie nach einem kalten Bier, einem Steak, Wasser und Hafer für die Pferde und dann ein Bad. Anschließend wollten sie dann den Friedensrichter aufsuchen, von ihrem Claim hatten sie vorsichtshalber eine Skizze angefertigt, aber auch einen kleinen Pfahl mit ihren Namen hinterlassen, an dessen Spitze sich ebenfalls diese Skizze befand. Sie bestiegen ihre Pferde und trabten langsam dahin, nur etwa zwanzig Meilen waren zurückzulegen.

        Schon bald erreichten sie die kleine Ansiedlung, ritten die Mainstreet hinauf, um vor dem Saloon anzuhalten. Die Pferde wurden vor dem Wassertrog angebunden und labten sich an dem schon etwas brackigem Wasser. Sie betraten den Saloon, setzten sich und bestellten etwas zu essen und kaltes Bier. Nachdem sie sich gestärkt hatten, fragten sie nach einem Zimmer und nach einem Bad. Der Inhaber des Saloons, der, schon älter und nicht mehr in der Lage, selbst auf Goldsuche zu gehen, lebte von den gefundenen Schätzen der Goldsucher, denn er versorgte die Digger mit dem Notwendigen und ließ sich dieses in Nuggets bezahlen. Nachdem die drei gegessen, ihr Zimmer bezogen und ein Bad genommen hatten, machten sich auf den Weg zum Friedensrichter. Der saß, offiziell gekleidet, dunkler Anzug, weißes Hemd, gestreifte Hose, schwarze Boots, in seinem Office. Die drei brachten ihren Wunsch vor und überreichten ihm die Skizze. Der Friedensrichter betrachtete diese, runzelte die Stirn, sagte aber nichts. Er holte eine große Kladde aus seinem Schreibtisch hervor, machte einige Eintragungen, kassierte zwanzig Dollar dafür und sah die drei nachdenklich an. Und dann, er hatte das ganze Geschäft ohne ein Wort abgewickelt, sagte er: "Ich wünsche euch viel Glück, ich hoffe, ihr wisst, was ihr tut."
Mit diesen Worten waren sie entlassen.

        Gleich am nächsten Morgen wollten sie sich auf den Weg machen, zuerst aber müssten sie sich im Saloon die nötigen Werkzeuge beschaffen. Sie betraten den Saloon und wandten sich mit ihren Wünschen an den Besitzer. Der fragte nach ihrem Claim und wo er denn gelegen sei und als er die Auskunft erhielt, runzelte er die Stirn und begann zu lachen, händigte ihnen aber das gewünschte Material, Siebe und Schaufeln aus und rief ihnen, als sie den Saloon verließen, nach: "Ich wünsche Euch Glück, es ist eine gefährliche Ecke, die ihr Euch dort ausgesucht habt." Die Freunde sahen sich erstaunt an, gingen zu ihren Pferden und machten sich auf den Weg. Bald schon erreichten sie ihren Platz, richteten ihr Lager ein und begannen zu schürfen und waren dabei erfolgreich, schon nach kurzer Zeit befanden sich einige Nuggets in ihrem Besitz. Langsam wurde es dämmerig und sie suchten ihr Lager auf, entzündeten ein Feuer, richteten sich ein Nachtmahl her und legten sich zur Ruhe. Das Feuer beleuchtetet ihr Lager. In der Nacht wurden sie von einem Stöhnen geweckt. Eine Gestalt, angetan mit einem um die dürre Gestalt flatternden Staubmantel angetan, schwebte durch das Lager und stöhnte immer wieder aufs Neue. Sie erschraken. Was war das? Plötzlich wandte sich die Gestalt ihnen zu und stöhnte die Worte: "Endlich habe ich etwas Gesellschaft und muss nicht mehr allein jede Nacht hier herum schweben. Aber bald, bald werdet Ihr sein wie ich!" Verständnislos sahen die drei sich an. Was sollten diese Worte bedeuten? Es wurde still und sie legten sich wieder auf ihre Schlafplätze und versanken in einem tiefen, traumlosen Schlaf, der nur von wenigen peitschendem Knallen unterbrochen wurde. Als sie glaubten, zu erwachen, war es Nacht.

        Sie erhoben sich und gemeinsam stießen sie laute Schreie aus. Sie schwebten über dem Boden dahin, angetan mit zerfetzten Staubmänteln und der Besucher der gestrigen Nacht begleitete sie mit den Worten: "Nun werdet ihr für immer bei mir sein und die Nacht wird niemals enden!" 



© Rolf Glöckner

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