Goldrausch
Die drei Freunde hatten
es geschafft, der Claim war abgesteckt, nun konnten sie zurück nach Littletown,
der kleinen Goldgräberstadt, um ihren Platz, an dem sie nach Gold zu graben
gedachten, beim Friedensrichter registrieren zu lassen. Sie räumten ihren
Schlafplatz auf, löschten die letzten, glosenden Scheite des kleinen Feuers mit
dem Rest des Kaffees und gingen zu ihren Pferden, um aufzuladen. Bald machten
sie sich auf den Weg, es gelüstete sie nach einem kalten Bier, einem Steak,
Wasser und Hafer für die Pferde und dann ein Bad. Anschließend wollten sie dann
den Friedensrichter aufsuchen, von ihrem Claim hatten sie vorsichtshalber eine
Skizze angefertigt, aber auch einen kleinen Pfahl mit ihren Namen hinterlassen,
an dessen Spitze sich ebenfalls diese Skizze befand. Sie bestiegen ihre Pferde
und trabten langsam dahin, nur etwa zwanzig Meilen waren zurückzulegen.
Schon
bald erreichten sie die kleine Ansiedlung, ritten die Mainstreet hinauf, um vor
dem Saloon anzuhalten. Die Pferde wurden vor dem Wassertrog angebunden und
labten sich an dem schon etwas brackigem Wasser. Sie betraten den Saloon,
setzten sich und bestellten etwas zu essen und kaltes Bier. Nachdem sie sich
gestärkt hatten, fragten sie nach einem Zimmer und nach einem Bad. Der Inhaber
des Saloons, der, schon älter und nicht mehr in der Lage, selbst auf Goldsuche
zu gehen, lebte von den gefundenen Schätzen der Goldsucher, denn er versorgte
die Digger mit dem Notwendigen und ließ sich dieses in Nuggets bezahlen.
Nachdem die drei gegessen, ihr Zimmer bezogen und ein Bad genommen hatten,
machten sich auf den Weg zum Friedensrichter. Der saß, offiziell gekleidet,
dunkler Anzug, weißes Hemd, gestreifte Hose, schwarze Boots, in seinem Office.
Die drei brachten ihren Wunsch vor und überreichten ihm die Skizze. Der
Friedensrichter betrachtete diese, runzelte die Stirn, sagte aber nichts. Er
holte eine große Kladde aus seinem Schreibtisch hervor, machte einige
Eintragungen, kassierte zwanzig Dollar dafür und sah die drei nachdenklich an.
Und dann, er hatte das ganze Geschäft ohne ein Wort abgewickelt, sagte er:
"Ich wünsche euch viel Glück, ich hoffe, ihr wisst, was ihr tut."
Mit diesen Worten waren
sie entlassen.
Gleich am nächsten Morgen wollten sie
sich auf den Weg machen, zuerst aber müssten sie sich im Saloon die nötigen
Werkzeuge beschaffen. Sie betraten den Saloon und wandten sich mit ihren
Wünschen an den Besitzer. Der fragte nach ihrem Claim und wo er denn gelegen
sei und als er die Auskunft erhielt, runzelte er die Stirn und begann zu lachen,
händigte ihnen aber das gewünschte Material, Siebe und Schaufeln aus und rief
ihnen, als sie den Saloon verließen, nach: "Ich wünsche Euch Glück, es ist
eine gefährliche Ecke, die ihr Euch dort ausgesucht habt." Die Freunde
sahen sich erstaunt an, gingen zu ihren Pferden und machten sich auf den Weg.
Bald schon erreichten sie ihren Platz, richteten ihr Lager ein und begannen zu
schürfen und waren dabei erfolgreich, schon nach kurzer Zeit befanden sich
einige Nuggets in ihrem Besitz. Langsam wurde es dämmerig und sie suchten ihr
Lager auf, entzündeten ein Feuer, richteten sich ein Nachtmahl her und legten
sich zur Ruhe. Das Feuer beleuchtetet ihr Lager. In der Nacht wurden sie von
einem Stöhnen geweckt. Eine Gestalt, angetan mit einem um die dürre Gestalt
flatternden Staubmantel angetan, schwebte durch das Lager und stöhnte immer
wieder aufs Neue. Sie erschraken. Was war das? Plötzlich wandte sich die
Gestalt ihnen zu und stöhnte die Worte: "Endlich habe ich etwas
Gesellschaft und muss nicht mehr allein jede Nacht hier herum schweben. Aber
bald, bald werdet Ihr sein wie ich!" Verständnislos sahen die drei sich
an. Was sollten diese Worte bedeuten? Es wurde still und sie legten sich wieder
auf ihre Schlafplätze und versanken in einem tiefen, traumlosen Schlaf, der nur
von wenigen peitschendem Knallen unterbrochen wurde. Als sie glaubten, zu
erwachen, war es Nacht.
Sie erhoben sich und gemeinsam stießen
sie laute Schreie aus. Sie schwebten über dem Boden dahin, angetan mit
zerfetzten Staubmänteln und der Besucher der gestrigen Nacht begleitete sie mit
den Worten: "Nun werdet ihr für immer bei mir sein und die Nacht wird
niemals enden!"
© Rolf Glöckner